Die Entscheidung, das eigene Studium abzubrechen ist nicht immer leicht und die Gründe dafür sind vielfältig. Man braucht Mut, um neue Wege zu gehen. Doch eines ist klar: ein Studienabbruch öffnet neue Türen zu einer neuen beruflichen Zukunft!
Das zeigen die Geschichten von Jasin, Kimberly, Maximilian, Ella und Tobias im September im CLB in Berlin. Vor Ort war auch radioeins, die einen Radiobeitrag über uns und die Veranstaltung produziert haben.
Für Jasin waren die Mathe-Module in Theoretischer Physik der Grund für den Studienwechsel zu Energie- und Verfahrenstechnik. Doch auch hier merkte er schnell, dass das Studium nicht zu ihm passt. Er bricht ab und beginnt ein Praktikum beim IT Unternehmen Optimal Systems. Das hat ihm so gut gefallen, dass er direkt die Ausbildung zum Fachinformatiker für Systemtechnik angeschlossen hat. Heute ist er Abteilungsleiter und hat Verantwortung für 28 Mitarbeiter*innen. Für ihn ist aus seiner eigenen Erfahrung klar: Studienabbrecher*innen sind bestens für eine Ausbildung vorbereitet, denn sie können sich selbstständig organisieren und lernen und sie bringen Vorwissen aus dem Studium mit. Er bedauert seinen Studienabbruch nicht: „Mein Abbruch war der Start, sich ein Leben zu ermöglichen, das ich jetzt habe. Habt Mut zur Lücke und keine Angst davor, darüber zu sprechen!“. Seit seiner Rolle als Abteilungsleiter haben durch ihn schon fünf ehemalige Studienabbrecher*innen bei Optimal Systems eine Ausbildung absolviert.
Seine Story hört ihr in unserem Studienabbruch Podcast
Kimberly wusste schon immer: Bio, Chemie und Mathe kann und will sie studieren. Daher hat sie sich für den Studiengang Biosystemtechnik entschieden. Schon im ersten Semester merkte sie aber, dass ihr es keinen Spaß macht „im Labor den ganzen Tag darauf zu warten, dass eine Flüssigkeit die Farbe verändert“. Das war für sie der Startpunkt, die Weichen neu zu stellen: um den Kopf frei zu bekommen, nahm sie zunächst ein Angebot als Kellnerin an der Ostsee an. Kurz darauf entschied sie sich für einen Neubeginn mit einem BWL-Studium. Nebenbei wagte sie den Schritt in die Praxis und machte sich als Event-Managerin selbstständig. Doch während der Corona-Pandemie sind viele Aufträge ausgefallen, so dass sie sich proaktiv bei unterschiedlichen Arbeitgebern beworben hat. Heute ist sie Büroleiterin bei der Social Media Agentur Klickboost. Ihre beiden Studiengänge hat sie zwar nie abgeschlossen, aber sie haben ihr geholfen, zufrieden und selbstständig im Berufsleben anzukommen.
Kimberlys Story könnt ihr unserem Studienabbruch Podcast anhören!
Maximilian macht heute eine Ausbildung zum Kaufmann für Büromanagement bei den Berliner Wasserbetrieben. Doch eigentlich war ein anderer Weg für ihn geebnet: Abitur, Studium, Beruf. Alternativen wurden ihm nicht vorgelebt und „die kannte ich auch nicht“. Sein Weg führte ihn in ein Lehramtsstudium für Germanistik und Geographie in Jena. Doch in Zeiten von Corona war das Ankommen im Studium durch viele Online-Veranstaltungen schwierig. Auch das Kennenlernen von Kommiliton*innen war sehr eingeschränkt. Er fühlte sich einsam und nach vier Semestern merkte er, dass das Studium für ihn zu theoretisch ist und er sich eingestehen musste, dass er eigentlich nicht der Typ ist, vor einer Klasse zu stehen. Erst als eine Kommilitonin ihr Studium abgebrochen hatte, merkte er: „eigentlich hat sie recht, ich will auch endlich etwas machen, was mir Spaß macht“ Das war der Anstoß, um nach Alternativen zu suchen. Dabei merkte er, dass er gerne in der Büroorganisation und Verwaltung in einem Unternehmen arbeiten möchte. Auf den Seiten der Arbeitsagentur fand er eine Ausbildungsstelle als Kaufmann für Büromanagement bei den Berliner Wasserbetrieben. Sein Sprung ins kalte Wasser hat sich ausgezahlt: Bis heute ist er sehr zufrieden mit seiner Entscheidung.
Die ganze Story könnt ihr in unserem Studienabbruch Podcast hören!
Ella hat bereits mit 16 Jahren während der Schulzeit ein Probesemester in Informatik absolviert. Nach dem Abitur zog es sie zum Physikstudium nach Leipzig. Im Studium war jedoch das Lernpensum für sie so hoch, dass sie nicht mehr hinterhergekommen ist. Über ihre Schwester hat sie von einem technischen Probejahr speziell für Frauen vom Projekt EnterTechnik gehört. Das war Ellas Chance: sie exmatrikulierte sich und hat kurz darauf unterschiedliche Praktika u. a. bei der BVG und Vattenfall absolviert und dabei viele neue Erfahrungen gesammelt. Heute macht sie eine Ausbildung als Elektronikerin für Informations- und Systemtechnik. Für sie ist das die perfekte Mischung aus Elektronik und Informatik. Ohne das Projekt EnterTechnik hätte sie das für sich nicht herausgefunden.
Ellas Story könnt ihr euch in unserem Studienabbruch Podcast anhören!
Tobias hatte schon während seiner Schulzeit ein ganz klares Ziel vor Augen: er möchte als Wissenschaftler in der Chemieforschung arbeiten. Im Chemiestudium an der Humboldt-Universität zu Berlin merkte er, dass es ihm schwerfällt, sich selbstständig das erforderliche Wissen anzueignen. Nach acht Semestern versuchte er es mit einem Tapetenwechsel und wechselte an die Technische Universität Berlin, bis ihm in einer missglückten Prüfung klar wurde: das Berufsziel ist klar, aber der Weg dahin nicht der richtige. Er bewirbt sich für eine schulische Ausbildung als chemisch-technischer Assistent am OSZ Lise-Meitner. Er ist damit heute zwar nicht in der Forschung gelandet, aber rückblickend genau am richtigen Ort, als Laborleiter in einem radiopharmazeutischen Entwicklungsunternehmen angekommen.
Tobias‘ Story gibt es in unserem Studienabbruch Podcast zu hören!
Bei Zweifeln und Neuorientierung kann Beratung helfen. In einem Pitch stellten Berater*innen von der Perspektivenberatung der Humboldt-Universität , der Frauenberatungsstelle KOBRA, dem Job Point, EnterTechnik, wortlaut, Berufsfachschule für Naturwissenschaften Lise-Meitner, die Bundesagentur für Arbeit, und die FernUniversität Hagen am Standort Berlin ihre vielfältigen kostenlosen Unterstützungsangebote und Schwerpunkte vor. Ein voller Erfolg: Das Publikum ging auf die Beratenden zu und erste Gespräche fanden statt. Eine interessierte Studienzweiflerin berichtete sogar, dass sie sich zum ersten Mal seit langer Zeit akzeptiert fühle und dass sie hier „richtig sei“.
„Die Berichte der Speaker*innen haben mich für die Schwierigkeiten, Sackgassen und Chancen der weiteren Umsetzung der verschiedenen Wege sensibilisiert. Außerdem gab es im Anschluss die Möglichkeit, sich mit anderen Unterstützungsangeboten zu vernetzen, was insbesondere für die Verweisberatung Gold wert ist – zu erfahren, welche Angebote es noch gibt und in welchen Fällen was möglich ist, bereichert meine Beratung auch inhaltlich ungemein. Die Krönung war, dass ein paar Studierende über den Berater*innenpitch zu mir gefunden haben.“ (Rumjana Slodicka, Perspektivenberatung Humboldt Universität Berlin)
Die Veranstaltung wurde von der Gesellschaft für Fehlerkultur moderiert.
Einzelne Folgen hört ihr bei uns im Studienabbruch Podcast!