Ein Studienabbruch bietet viele neue berufliche Chancen und kann Erleichterung verschaffen. Welche beruflichen Wege einem offen stehen und was das alles mit erwachsen werden zu tun hat, zeigen die Geschichten von Joshua, Sören und Jonas im Oktober in Halle in der Tanzbar Palette. Warum Unternehmen gerne Studienabbrecher*innen einstellen, erfahrt ihr von Jana von der PROLOGA GmbH. Auch der MDR Sachsen-Anhalt war vor Ort, um über die Geschichten der Studienabbrecher*innen zu berichten.
Jana ist Verwaltungsleiterin des IT-Unternehmens PROLOGA GmbH und stellt gerne Studienabbrecher*innen für die Ausbildung zum/zur Fachinformatiker*in für Anwendungsentwicklung ein. PROLOGA bietet dafür zwei Wege an: die duale Berufsausbildung, als auch das duale Studium. Studienabbrecher*innen können sich gut organisieren, bringen oft schon Vorkenntnisse mit, haben Lebenserfahrung und haben Lust, auch nach der Ausbildung im Unternehmen zu bleiben. „Tatsächlich sind mir und meinem Ausbilder das die liebsten Azubis“, bekräftig Jana. Für das Unternehmen und die Mitarbeiter*innen ist das eine absolute Win-win-Situation.
Warum Jana gerne Studienabbrecher*innen einstellt, erfahrt ihr in unserem Studienabbruch Podcast!
Jonas hat in Halle zwei Jahre Sport und Geografie auf Lehramt studiert. Die Idee dafür bekam er in seinem Freiwilligen Sozialen Jahr, bei dem er mit Kindern gearbeitet hat. Doch erste Zweifel am Studium machten sich breit, als es um den Theorieanteil ging. Ihm fiel es schwer, eigenständig zu arbeiten und auch das Online-Lernen von zu Hause aus, bedingt durch die Corona-Pandemie, waren Gründe, sich für den Abbruch zu entscheiden. Bei seiner beruflichen Orientierung haben ihm Freunde und Familie geholfen, die ihm eine Ausbildung beim Zoll geraten haben. Um während der Orientierungszeit nach dem Studium nicht zu Hause rum zu sitzen, fing er nebenberuflich an, bei einem verwandten Schornsteinfeger auszuhelfen. Dies machte ihm so viel Spaß, dass er sich für die Ausbildung zum Schornsteinfeger bei Schornsteinfegermeister Keindorf entschied. Heute ist er jeden Tag draußen und in Kontakt mit Menschen. Sein Studium bereut er nicht. Durch den Schritt in die Ausbildung hat er erfahren, dass eine Ausbildung einfach besser zu ihm passt.
Seine Story gibt’s in unserem Studienabbruch Podcast zu hören!
Joshua wollte schon immer studieren. Eigentlich sollte es Medizin werden, doch der NC war zu hoch und Biologie für ihn eine gute Alternative. Das Unileben mit seinen Freiheiten gefiel ihm gut, doch das Biologiestudium hat ihn schnell desillusioniert: ihm fehlte die Begleitung durch den Modul-Dschungel, das selbstständige Arbeiten fiel ihm schwer und er merkte schnell, dass es danach kaum reale Jobchancen für ihn gibt. Er fokussierte sich mehr auf seine Nebenjobs in der Gastronomie und gründete ehrenamtlich einen gemeinnützigen Verein für Jugendliche. Er organisierte eigenständig Veranstaltungen und verbrachte immer weniger Zeit in der Uni. Als er das merkt, holt er sich Hilfe bei der allgemeinen Studienberatung und bei der Agentur für Arbeit. Durch die Beratungsgespräche wurde ihm klar, dass er sein Hobby zum Beruf machen möchte. Er bricht sein Studium ab und fängt eine Ausbildung zum Veranstaltungskaufmann im Radisson Blu in Merseburg an. Inzwischen ist Joshua Personalleiter und Veranstaltungskaufmann im Club Flower 2.0. Ohne sein Ehrenamt und die unterstützende Beratung wäre er nicht da, wo er heute beruflich steht.
Joshuas Story gibt es in unserem Studienabbruch Podcast zu hören!
Sören bezeichnet sich selbst als einen neugierigen Menschen. In seinem Elternhaus gab es schon immer eine große Sammlung an Archäologiebüchern, für die er sich seit dem Kindesalter interessierte. Die Vorstellung, sowohl im Büro zu forschen, als auch draußen im Feld unterwegs zu sein, veranlasste Sören das Archäologiestudium in Halle aufzunehmen. Während des Studiums pickte er sich die „Rosinen im Bachelorstudium heraus“, sammelte aber dadurch wenige Studienleistungen. Wichtige Module mit Hausarbeiten schob er lieber ins nächste Semester. Erst als seinem Mitbewohner auffällt, dass sein Studium nicht gut läuft, kam Sören ins Grübeln. Er war unzufrieden und ratlos, wie es weiter gehen soll. Sein Mitbewohner rät ihm, Hilfe beim Career Service zu suchen. Im Beratungsgespräch fand Sören heraus, dass er eine Ausbildung zum Brauer machen möchte. Gesagt getan: Innerhalb von zwei Wochen hat er sein Studium abgebrochen und seinen Ausbildungsvertrag unterschrieben. Um sich im Ausbildungsalltag zurecht zu finden, half ihm seine Lebenserfahrung und die Fähigkeit, sich neues Wissen anzueignen. Nach der Ausbildung hatte er hohe Ziele: er möchte seine eigene Biermarke entwickeln und sich selbstständig machen. Doch dabei merkte er wie auch schon im Studium, dass ihm das selbständige Arbeiten schwer fällt. Durch einen Zufall traf er auf die Lebenshilfe, bei der er gemeinsam mit Menschen mit Beeinträchtigungen eine Brauerei aufbaut. Heute arbeitet er als Qualitätsmanagementbeauftragter in der Sterilgutaufbereitung im Universitätsklinikum Halle.
Was sein aktueller Job mit seiner Ausbildung zum Brauer zu tun hat, erfahrt ihr in unserem Studienabbruch Podcast !
Bei Zweifeln und Neuorientierung kann Beratung helfen. In einem Pitch stellten Berater*innen des Career Centers der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, das Hochschulteam der Agentur für Arbeit Halle, sowie die Passgenaue Besetzung der Handwerkskammer Halle und das Bildungszentrum der Industrie- und Handelskammer Halle-Dessau ihre vielfältigen kostenlosen Unterstützungsangebote und Schwerpunkte vor. Dabei bestehen unter den Beratenden Netzwerk-Synergien, die eine schnelle Übergabe und effektive Unterstützung möglich machen. Im Anschluss standen die Beratenden den Teilnehmer*innen für Fragen zur Verfügung.
Die Veranstaltung wurde von der Gesellschaft für Fehlerkultur moderiert.
Einzelne Folgen hört ihr bei uns im Studienabbruch Podcast!